1. August 2022
Mit einer überragenden Teamleistung setzte sich im bayerischen Landesfinale in Neutraubling die FLSH Fußballauswahl der Jahrgänge 2008 bis 2010 gegen zwei hochfavorisierte Eliteschulen des Fußballs durch und fährt vom 13. – 17. September zum Bundesfinale nach Berlin.
Beeindruckt waren unsere Jungs nur bei der Ankunft ihrer Gegner. Die Auswahlmannschaften aus der Region von Augsburg und Nürnberg präsentierten sich mit einheitlichem Outfit, großem Betreuerstab und offensichtlich körperlicher Überlegenheit.
Die taktische Ausrichtung war von Anfang an klar. Wir wollten im Mittelfeldpressing den Gegner möglichst kompakt vom eigenen Strafraum fernhalten und gleichzeitig das Selbstbewusstsein haben, bei Ballbesitz unsere Angriffe schnell und schnörkellos im tornahen Raum zum Abschluss zu bringen.
Erster Gegner war die Auswahl der Mittelschule Gersthofen, einer Partnerschule des FC Augsburg und Sieger der südbayerischen Qualifikation. Das durch die Bank mit handlungsschnellen und technisch sehr gut ausgebildeten Spielern bestückte Team setzte uns von Beginn an mit großer Ballsicherheit und einigen gefährlichen Angriffen vor allem über die Außenbahnen unter Druck. Nachdem diese überstanden waren, konnten wir das Spiel weitgehend im Mittelfeld halten und hatten unsererseits gute offensive Ansätze. Mit dem bis dahin besten Spielzug des Tages gelang tatsächlich nach acht Minuten der vielumjubelte 1:0 Führungstreffer. Nach gekonnter Ballannahme eines Torwartabschlags und schnellem Kombinationsspiel gelangte der Ball ins Zentrum zu Christoph Röll, der nach herrlichem Doppelpass zum Abschluss kam. Seinen Schuss konnte der Torwart nur zur Seite abwehren, wo Hannes Schindler handlungsschnell den Ball in die Maschen beförderte. Von nun an stieg minütlich das Selbstbewusstsein, das Spiel für uns entscheiden zu können und bei Gersthofen war von der Leichtigkeit der Anfangsphase nicht mehr viel zu sehen. Es gelangen uns immer wieder gute Balleroberungen und die Augsburger Jungs konnten bis auf ein paar Standardsituation trotz viel Ballbesitz nur noch wenig Torgefahr entwickeln.
Mit diesem 1:0 Erfolg war klar, dass wir uns für das nächste Spiel eine wichtige lange Erholungspause verdient hatten. Denn nach den Regularien muss der Verlierer bereits das nächste Spiel bestreiten und hier wartete auf Gersthofen das Berthold-Brecht-Gymnasium aus Nürnberg, einer weiteren Eliteschule des Fußballs. Nach der Nürnberger 1:0 Führung nach wenigen Minuten wurde dieses Spiel sehr umkämpft, hitzig und dann auch unsportlich. Gersthofen kassierte eine Zeitstrafe vor und vier Rote Karten nach der Halbzeit, so dass das Spiel kurz vor Ende der Spielzeit vom Schiedsrichter abgebrochen wurde!
Somit war klar, dass für das Ticket nach Berlin sowohl Gaibach als auch Nürnberg im Finalspiel einen Sieg benötigten. Unsere Hoffnung, dass Nürnberg nach dem schwierigen Match gegen Gersthofen vielleicht etwas Anlaufzeit braucht, hat sich schnell zerschlagen. Denn nach einer langen Nürnberger Ballbesitzphase in der Anfangsminute wurde unsere Innenverteidigung mit einem langen Ball auf den einlaufenden Mittelstürmer ausgehebelt und schon zappelte der Ball in unserem Netz. Auch in der Folgezeit war Nürnberg dominierend, wir schafften kaum, uns bei Ballbesitz aus dem gegnerischen Pressing zu befreien und waren froh, in der Halbzeit wieder etwas Kraft tanken und neue taktische Impulse setzen zu können. Wir wollten weiterhin leidenschaftlich verteidigen und die gegnerischen eher klein gewachsenen Außenverteidiger nach schneller Spielverlagerung oder auch durch hohes Anlaufen unter Druck setzen. Dass dies in der zweiten Halbzeit möglich war, lag auch am Gegner. Man hatte den Eindruck, Nürnberg wollte das Spiel lässig über die Zeit bringen und war nicht mehr so zielstrebig wie vorher.
Nach einigen guten Offensivaktionen war es vier Minuten vor Spielende so weit. Sowohl das kurze Torwartabspiel auf den Innenverteidiger als auch dessen Pass auf den Außenverteidiger liefen wir sofort hoch und mutig an und provozierten somit einen für Nürnberg fatalen Fehlpass ins Zentrum. Christoph Röll sprintete an den verdutzten Innenverteidigern vorbei und vollendete trocken zum 1:1 Ausgleichstreffer. In der Restspielzeit hielt uns unser Torwart Bastian Höhn wie schon mehrmals vorher im Spiel und mit dem Schlusspfiff war klar, dass ein 11m-Schiessen entscheiden musste.
Das war nichts für schwache Nerven. Dreimal hintereinander scheiterte Nürnberg jeweils mit einem Matchball zum Turniersieg an unserem Torwart und mit dem sechzehnten Schützen standen sie dann selbst unter Druck. Als Bastian diesen Ball dann sicher in Händen hielt, brachen auf der herrlichen Sportanlage in Neutraubling alle Dämme. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ hallte es lange über den Platz und nachdem der verantwortliche Sportlehrer Matthias Blaß mit einem Rückwärtssalto auch noch seinen Wetteinsatz eingelöst hatte, konnte das Team glücklich zur Siegerehrung schreiten.
Text und Bild: Wolfgang Schneider